Für einen Tag Außenminister der EU sein
Schüler des Gymnasiums simulieren europäische Sicherheitspolitik
Meßstetten. Mit Hilfe des Planspiels „Europa in der Krise" werden den Lernenden die Institutionen, Instrumente, Chancen und Möglichkeiten der Europäischen Union als einem sicherheitspolitischem Akteur scheinbar „spielerisch" näher gebracht.
Das exemplarisch gewählte Algerien-Szenario dieses Planspieltages hatte für die Schüler der Klasse 10c nicht unbedingt das Ziel eine echte Lösung für die reellen Probleme Algeriens wie Terrorismus, Korruption oder Perspektivlosigkeit der Jugend zu finden. Vielmehr soll dies eine Simulation sein, welche die maximalen Ambitionen der Europäischen Union im Bereich ihres Krisenmanagements an den Grenzen Europas herausfordert.
Durch das Annehmen und Hineinwachsen in die Rolle einer europäischen Außenministerin bzw. eines europäischen Außenministers – möglichst realistisch mit Hemd bzw. Bluse verkörpert sowie mit dem Fähnchen des vertretenen EU-Mitglieds ausgestattet – erlebten die Gymnasiasten auf eindrucksvolle Weise die verschiedenen Interessen, Zwänge, Wünsche und Zweifel, die bei Entscheidungen von oft weitreichender Auswirkung auf die Politiker der 27 Mitgliedsstaaten einwirken. Die „geistige Durchdringung komplexer politischer Entschlüsse und insgesamt mehr Verständnis für politische Entscheidungsträger, gerade auf anonymer europäischer Ebene" sind laut Gemeinschaftskundelehrer Markus Haug die Erkenntnisse dieses Seminartages.
Das „Netzwerk für Politik und Bildung" (pbnet, Mössingen) in Person von Christian Roth, politischer Bildungsreferent und freier Mitarbeiter der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg (LpB), hatte dem Gymnasium seine Unterstützung bei der Veranstaltung eines gemeinsamen Planspieltages zur europäischen Sicherheitspolitik angeboten.
Nach einer inhaltlichen Einführung erhielten die Schüler ihr Rollenprofil sowie Hintergrundinformationen über „ihr" Land. Im simulierten „Ministerrat für Außenbeziehungen und allgemeine Angelegenheiten" mussten die Schüler dann zunächst kurz ihre individuellen Positionen vorstellen, in der Verhandlungsphase nach der Mittagspause standen Debatte und Beschlussfassung auf der Tagesordnung. Die Zehntklässler mussten Behauptungen kritisch hinterfragen und eine eigene Position entwickeln bzw. diese im Plenum auch umgehend rechtfertigen. Eine grundsätzliche Entscheidung über einen Eingriff der EU in die Algerien-Krise musste einstimmig getroffen werden. Nach mehreren Abstimmungs- bzw. Diskussionsrunden erreichten die kompromissfähigen „Meßstetter Außenminister" schließlich auch ihr Ziel. Darüber hinaus konnten an diesem Tag zahlreiche Kompetenzen geschult werden, welche auch noch für die Zeit nach der Schule von zentraler Bedeutung sein werden.