Schülerfirma - Wirtschaft mit Verantwortung
SCHÜLER DES MEßSTETTER GYMNASIUMS SPENDEN 800 EURO
Dass wirtschaftlicher Erfolg und soziale Verantwortung kein Gegensatz sein müssen, bewiesen neun Schülerinnen und Schüler des Neigungskurses Wirtschaft am Gymnasium Meßstetten: Den Gewinn aus ihrer Schülerfirma „Conlusio“ spendeten sie komplett für wohltätige Zwecke.
Im Rahmen eines Planspieles im Wirtschaftsunterricht beschlossen die neun Jung-Unternehmer, ein Legespiel mit Bildmotiven aus dem Zollern-Alb-Kreis auf den Markt zu bringen.
Das nötige Grundkapital musste allerdings erst eingeworben werden. Doch letztlich fanden sich in Meßstetten und Umgebung insgesamt 90 Personen, die der Idee und den klugen Köpfen dahinter ihr Vertrauen schenkten und einen Anteilsschein am Unternehmen kauften.
Zunächst habe daher nicht der Gewinn im Vordergrund gestanden, sondern der Wunsch, das Vertrauen der Anleger nicht zu enttäuschen, erklärt Elisa Butz.
Anfangs war die Skepsis noch groß: Man habe sich gesorgt, ob ein Spiel mit Bildmotiven aus dem Zollern-Alb-Kreis überhaupt hinreichend nachgefragt werde, umreißt die Chefin des Schülerunternehmens, Mandy Müller, das Problem. Doch das „Legespiel mit Pärchenfunktion“ wie sie ihr Produkt scherzhaft nennt, fand im Kreis reißenden Absatz.
Zu dem insgesamt sehr guten Ergebnis trug allerdings auch bei, dass die Schüler solide wirtschafteten: „Über unsere Rendite wäre mancher Daimler-Aktionär heute froh“, erklärt das für die Finanzen zuständige Vorstands-Mitglied Isabell Fischer.
Allerdings stand bei diesem Unterrichtsprojekt der wirtschaftliche Erfolg nicht an erster Stelle. Wichtiger seien die daraus gewonnen Einsichten in Entrepreneurship und Marktprozesse, erklärt Wirtschaftslehrer Marc Peter. Manche Unterrichtsstunde habe daher eher einer Vorstandssitzung geglichen, doch hätten die Schüler dabei vieles gelernt von der Marktanalyse über Entscheidungsabläufe in Unternehmen bis hin zur Bilanzerstellung. Durch das eigene Tun sei eine wesentlich differenzierte Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Problemen und damit eine nachhaltigere Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff erreicht worden.
Am Ende des Projektes stimmten die Anteils-eigner über die Gewinnverwendung ab. Dabei folgten sie einstimmig dem Vorschlag der Schüler, den Gewinn zu gleichen Teilen den Opfern der Hochwasser-Katastrophe im Killertal einerseits sowie andererseits der Lebenshilfe Zollernalb und einer Rehabilitationsklinik am Bodensee zu spenden.
Die Spende an die Flut-Opfer im Kreis habe nahegelegen, da ja auch der Gewinn des Unternehmens mit Motiven aus dem Kreis gemacht worden sei und das Landratsamt das kleine Unternehmen wohlwollend begleitet habe, erklären Tanja Jung und Julia Drissner, die für Herstellung und Vertrieb verantwortlich zeichnen.
Vom wirtschaftlichen Erfolg der Meßstetter zeigt sich auch Landrat Günther-Martin Pauli beein-druckt. Er ließ es sich nicht nehmen, persönlich den jungen Erwachsenen für ihr Engagement für den Kreis und die in Not geratenen Menschen zu danken. Er ermunterte sie, sich durch Rückschläge nicht entmutigen zu lassen, sich einzumischen und in der Gesellschaft weiterhin Verantwortung zu übernehmen. Zum Dank für die Mühe, die sich die Abiturienten gemacht hatten, lud Landrat Pauli die Schüler zu einem Gegenbesuch in den Landtag nach Stuttgart ein.
Auch Dr. Monika Betz, stellvertretende Geschäftsführerin der Lebenshilfe Zollernalb, dankte den Schülerinnen und Schülern ihre Mühe persönlich. Bei ihrem Besuch in Meßstetten erläuterte sie, dass mit solchen Spenden zusätzliche Freizeit-Angebote für Menschen mit Behinderung angeboten werden könnten.
Schulleiter Oswin Angst ist ebenso stolz auf seine künftigen Abiturienten. Die Schüler hätten bewiesen, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziales Engagement durchaus vereinbar seien. Die Entscheidung der Schüler, den Gewinn in voller Höhe sozialen Einrichtungen und bedürftigen Menschen zukommen zu lassen, freut ihn umso mehr, als das Meßstetter Gymnasium sich besonders um die Erziehung zu sozialer Gerechtigkeit bemühe.
M. Peter