Ein Flüchtling im Unterricht
Khalil Takritti zu Gast am Gymnasium Meßstetten
Der syrische Flüchtling Khalil Takritti während seines Vortrags mit anschließender Fragerunde
Am vergangenen Donnerstag hatte das SWR-Fernsehen live zum Thema „Flüchtlinge im Südwesten" aus Hechingen berichtet, wo auch Vertreter des Gymnasiums Meßstetten als Gesprächspartner eingeladen waren (Link zur Sendung, insb. 1:24:30 bis 1:25:00). Durch die Kontaktaufnahme des stellvertretenden Schulleiters Arne Jessen nach der Sendung konnte der Syrer Khalil Takritti als Gesprächspartner für die Schule gewonnen werden, um den Kursstufenschülern der Klassen 11 und 12 von seiner Flucht und über die Situation im heimischen Damaskus bzw. vor Ort in der Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten zu berichten.
Takritti, der von 1998 bis 2006 an der Universität Wuppertal ein Chemiestudium absolvierte und danach wieder in seine alte Heimat zurückkehrte, beschrieb zunächst die angespannte innenpolitische Lage in Syrien. Auf Grund der bürgerkriegsähnlichen Zustände seien insbesondere die Bewohner syrischer Ballungsräume nicht nur vom Regime des Staatspräsidenten Baschar al-Assad bzw. dessen Armee bedroht, auch der sog. Islamische Staat versuche sein Einflussgebiet auszuweiten und trete neben der Opposition militant auf. Tagtäglich gebe es bei den Auseinandersetzungen zwischen diesen Parteien unschuldige Opfer in der Bevölkerung zu beklagen. Die innere Sicherheit sei dermaßen bedroht, dass sogar Schwangere bzw. Familien mit Kindern eine waghalsige Flucht dem Ausharren vorziehen würden.
Aus dieser Situation heraus habe auch er sich zur Flucht in Richtung Deutschland entschlossen. Zunächst ging es über die syrisch-türkische Grenze, bald folgte die Überfahrt nach Griechenland. Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich waren weitere Stationen, die er teils mittels Schlepper hinter sich brachte, teils - im wahrsten Sinne des Wortes - durchlief. An Deutschland schätze er die Solidarität mit den ankommenden Migranten, die Überbelegung der hiesigen LEA stelle aber auch für deren Bewohner eine Bewährungsprobe dar.
Auch wenn er grundsätzlich positiv denke, habe er wenig Hoffnung hinsichtlich einer demokratischen Öffnung seines Heimatlandes. Er persönlich möchte auf jeden Fall in Deutschland bleiben. Momentan mache er sich als Übersetzer auf der Krankenstation der Landeserstaufnahmestelle nützlich. Dank seiner Ausbildung hoffe er, hier in Deutschland einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden.