Gegen das Vergessen
Die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen hatten sich in ihrem Geschichtsunterricht während der letzten Wochen selbständig mit der Geschichte des nationalsozialistischen Rassenwahns auseinandergesetzt. Ihre Ergebnisse präsentierten sie der gesamten Schülerschaft am nationalen Gedenktag während einer einstündigen Gedenkfeier in der Aula des Gymnasiums, bei welcher an das nicht fassbare Leid der Verfolgten und Ermordeten erinnert wurde.
Besonders eindrucksvoll waren dabei die Augenzeugenberichte und Lebensbeschreibungen, welche die Schüler bei ihrer Arbeit gefunden hatten und die sie ihren Mitschülern in der einstündigen Feier vortrugen.
Dass aber der Vernichtungswahn des Nationalsozialismus auch hier im Umkreis Spuren hinterlassen hat, konnten die Neuntklässler im Anschluss an ihre Gedenkveranstaltung selbst erfahren. Zusammen mit den Geschichtslehrern Julian Bishop und Elmar Eisele besuchten sie die Gedenkstätte „Eckerwald" bei Schömberg-Schörzingen, wo in den letzten Kriegsjahren KZ-Häftlinge beim sinnlosen Abbau von Ölschiefer geschunden und ermordet wurden. Die Schüler konnten Überreste der Produktionsanlagen des „Unternehmens Wüste" sehen, die von den Häftlingen selbst teils mit bloßen Händen errichtet werden mussten. Die beiden Lehrkräfte vermittelten vor Ort die historischen sowie die geographischen Hintergründe der Öl-Produktion im Zollernalbkreis. Anschließend wanderten die Schüler der neunten Klassen den ca. 3 km langen Weg, welchen die Häftlinge – jeden Morgen und nach oft mehr als zwölfstündiger Arbeit und nur unzureichend bekleidet – zwischen der Produktionsstätte und dem Lager zurückzulegen hatten. Bewusst wählten die Lehrer die direkte Strecke durch unwegsames Gelände: Wer diesen beschwerlichen Gang einmal selbst unternommen hat, vergisst ihn nicht mehr so leicht.
In der Gedenkstätte beim KZ-Friedhof, der an das ehemalige Lagergelände angrenzt, gedachten die Meßstetter Schüler der in Schörzingen 549 Verstorbenen.
Wenngleich man mit dieser Exkursion allenfalls ungefähr erahnen kann, welchen Strapazen die Häftlinge ausgesetzt gewesen sind, stellt dies doch eine nachdrücklichere Erfahrung dar, als sie durch Bücher und den Geschichtsunterricht vermittelt werden kann.